Kinder und Tiere gehen immer? Nun, das ist nicht das, was wir mit Lesewert festgestellt haben. Aus aktuellem Anlass widmen wir uns mal dem schönen Lokal- und Wissensthema „Tiere“ – und seinen Tücken.
Am 3. November schoss in der Sächsischen Zeitung ein kleiner Nager in die Top 10 der bestgelesenen Artikel. „Dem Feldhamster geht es schlecht“ titelte der Aufmacher auf der „Wissen“-Seite 6 und erreicht einen Top-Lesewert über 30 Prozent. Eine gute Zeile, die von der dramatischen Unterzeile noch gestützt wird, welche den Leser mit der traurigen Aussicht in den Text zieht, dass der einstige Schädling akut vom Aussterben bedroht sei. Dieser Artikel, ein gut ausgewähltes dpa-Stück, steht für eine von vier Kategorien für Tier-Geschichten, die laut Lesewert zuverlässig ihre Leser finden:
1. BEDROHTE HEIMISCHE ARTEN
Kommen die Störche auch dieses Jahr wieder ins Dorf? Warum singen die Singvögel in diesem Frühling so spät? Oder eben: Dem Hamster geht’s schlecht. Tiere wie diese gehören für die Leser zur Heimat, zur Kindheit, zur Behaglichkeit. Sie waren immer da, sie stehen für Beständigkeit und Orientierung. Drohen sie zu verschwinden oder auszubleiben, ist die Sorge und somit die emotionale Verbindung groß.
2. ÜBERGRIFFIGE TIERE
Der Waschbär, der den Garten plündert. Das Wildschwein, das den Sportplatz umpflügt. Die Krähe, die in der Einkaufsstraße Passanten attackiert. Der Wolf, der über Zäune springt und Vieh reißt. Und auch die Kirschessigfliege, die sich in Obstplantagen schadlos hält. Wenn Tiere an Orte vordringen, an denen sie nicht erwünscht sind, und dem Menschen lästig oder gar gefährlich werden, sind die Leser gefesselt.
3. TIERSCHICKSALE
Hier wird es emotional, denn es geht um Geschichten, die die Leser rühren. Einzelne Vierbeiner werden prominent, weil ihnen etwas Trauriges oder Spektakuläres passiert ist. Wochenlang bangten etwa die Leser der Sächsischen Zeitung in Dresden mit dem Krokodil Max um dessen Überleben – es war ein Ureinwohner des städtischen Zoos. Auch den einzelnen Biber, der sich nahe der kontroversen Waldschlösschenbrücke mitten im Stadtgebiet einnistete, schlossen sie ins Herz. Der Klassiker? Vernachlässigte, geschundene oder angegriffene Haustiere, die tapfer ihrem Schicksal trotzen.
4. EXOTEN
In der Zeitung ist’s wie im wahren Leben. Was fremd ist, weckt Neugier: Wer kommt da zu uns? Was wollen die hier? Sind die gefährlich? Das betrifft häufig Schädlinge, wie in den beiden Luxemburger Beispielen, oder auch bestimmte Pflanzen, die sich hierzulande breit und angestammter Flora so das Leben schwer machen.
UND VORSICHT VOR …
… Zoogeschichten,
… Haustier-Porträts,
… Tier-Vermittlung.